Die Gedenkstätte Bautzen, obersorbisch Wopomnišćo Budyšin, ist ein Ort des Gedenkens an die Opfer der beiden Gefängnisse Bautzen I und Bautzen II. Sie befindet sich seit 1993 im Gebäude der ehemaligen Sonderhaftanstalt Bautzen II („Stasi-Knast“), im Bautzener Stadtteil Nordostring. Die Gedenkstätte ist Arbeitsstelle der Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft.

Geschichte

1992 wurde die Haftanstalt Bautzen II aufgrund ihrer besonderen Bedeutung als Ort politischer Haft geschlossen. Vor allem der Initiative und Hartnäckigkeit ehemaliger Bautzen-I- und -II-Häftlinge, die 1990 das „Bautzen-Komitee“ gegründet hatten, ist die Einrichtung der Gedenkstätte zu verdanken.

Am 12. Juli 1991 stellte die CDU-Fraktion des Sächsischen Landtages nach einem Besuch vor Ort im Landtag den Antrag auf „Einrichtung einer Gedenkstätte für die Opfer des Kommunismus und Sozialismus in der JVA Bautzen“. Die im Weiteren in der früheren MfS-Sonderhaftanstalt Bautzen II einzurichtende Gedenkstätte sollte „sowohl als Ort des Gedenkens als auch als Museum und Begegnungsstätte dienen“. Am 16. Juli 1993 ersuchte der Sächsische Landtag auf Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen die Staatsregierung, sich weiter für die Errichtung der „Gedenkstätte für die Opfer der kommunistischen und sozialistischen Diktatur und politischer Justiz in der ehemaligen Sonderhaftanstalt des MfS ‚Bautzen II‘“ einzusetzen. Ihr Charakter und Zustand sollten dabei weitestgehend erhalten bleiben.

Nach ihrer Gründung im Februar 1994 übernahm die Stiftung Sächsische Gedenkstätten den weiteren Auf- und Ausbau der Gedenkstätte. Die in ihrem Auftrag erarbeitete Konzeption, die nunmehr ausdrücklich auch die Erinnerung an das Unrecht der NS-Diktatur und seine Opfer sowie die Dokumentation der Geschichte des Gefängnisses Bautzen I als Aufgabe formulierte, wurde im April 1997 von den Stiftungsgremien zur Umsetzung empfohlen. Die Gedenkstätte Bautzen hat den umfassenden und schwierigen Auftrag, die Geschichte von zwei sehr unterschiedlichen Haftanstalten in drei Verfolgungsperioden – der nationalsozialistischen Diktatur, der Zeit der sowjetischen Besatzungsmacht und der SED-Diktatur – an einem historischen Ort aufzuarbeiten und zu dokumentieren.

Leiterin der Gedenkstätte ist seit 1999 Silke Klewin.

Dauerausstellung

In der Gedenkstätte Bautzen gibt es drei Ausstellungsräume, in denen die einzelnen Verfolgungsperioden in den Bautzener Gefängnissen und eine Chronik der Haftanstalten dargestellt werden.

Chronik der Bautzener Gefängnisse. 1904–2000

Chronikartig wird die Geschichte von Bautzen I (1904 bis 1990) und Bautzen II (1906 bis 1992) sowie der Gedenkstätte in Bautzen (1990 bis 2000) dokumentiert. Der Schwerpunkt liegt auf einer zeitlichen Einordnung der wesentlichen Entwicklungsetappen beider Gefängnisse, die mit zahlreichen Fotos illustriert werden.

Geschichte des Speziallagers Bautzen. 1945–1956

Anhand von 42 ausgewählten Häftlings-Biographien wird die Geschichte des sowjetischen Speziallagers in Bautzen I erzählt. Den Lebensläufen sind zahlreiche Originalgegenstände aus der Haftzeit zugeordnet. Ein Modell des Lagers illustriert die damaligen räumlichen Verhältnisse. Zudem werden die wenigen überlieferten zeitgenössischen Fotos sowie eine kurze Filmsequenz gezeigt. Neben dem Ausstellungsraum wird dem Besucher eine nach den Schilderungen ehemaliger Häftlinge erstellte Zellenrekonstruktion gezeigt, die auch betreten werden kann.

Stasi-Gefängnis Bautzen II. 1956–1989

Die Ausstellung ist in acht thematische Abschnitte unterteilt. Sie dokumentieren die gesamte Geschichte von Bautzen II als Sonderhaftanstalt der Staatssicherheit: von der Verhaftung und Einweisung, den Alltag der Gefangenen, das Personal, die Abschirmung der Haftanstalt von der Öffentlichkeit bis hin zur Entlassung der politischen Gefangenen 1989/90. Neben zahlreichen Exponaten gibt es Ton- und Filmdokumente von Schauprozessen sowie Zeitzeugenschilderungen über die Haft. "Ziel der Ausstellung ist die Offenlegung der verhängnisvollen Repressionsstrukturen, die das System von Verfolgung und Ausgrenzung in der DDR charakterisieren." Ergänzt wird die Ausstellung durch vierzig im Haus verteilte Glasstelen: 20 markieren und erläutern verschiedene historische Orte, 20 weitere stellen Häftlings-Biographien vor.

Nationalsozialistischer Strafvollzug in Bautzen. 1933–1945

Anhand der Schilderung des Strafvollzuges in den Vereinigten Strafanstalten, d. h. Bautzen I und Bautzen II, sollen die wesentlichen Merkmale des nationalsozialistischen Strafvollzuges dargestellt werden. Bautzen gehörte zu den reichsweit fünf größten Gefängnissen und verfügte bis 1939 über eine eigenständige Abteilung für den Jugendstrafvollzug, der sich unter den völkischen und rassischen Vorstellungen der Nationalsozialisten grundlegend veränderte. Gegen Kriegsende gab es mehrere Außenarbeitslager der Haftanstalt.

Wechselausstellungen

Neben den ständigen Sammlungen zeigt die Gedenkstätte abwechselnd Ausstellungen zu historischen Themen, die im Zusammenhang mit den Bautzener Gefängnissen stehen.

Es folgt eine Auswahl vergangener Wechselausstellungen:

Bildungsangebote

Die Gedenkstätte Bautzen bietet eine Überblicksführung an, sowie Schwerpunkt-Führungen zu den Themen "Speziallager Bautzen. 1945–1956", "Stasi-Gefängnis Bautzen II. 1956–1989", "Walter Kempowski im Speziallager" und "Spurensuche" (eine Kombination aus Projektarbeit und geführtem Rundgang).

Weiterhin besteht für Schulklassen die Möglichkeit an Schülerprojekten teilzunehmen, in denen sie sich selbstständig Wissen zu Themen wie der politischen Justiz im Nationalsozialismus, der Geschichte des sowjetischen Speziallagers Bautzen oder der friedlichen Revolution in Bautzen aneignen.

Darüber hinaus finden in der Gedenkstätte Veranstaltungen verschiedener Art statt, dazu zählen Theater- und Filmaufführungen, Konzerte, Podiumsgespräche und Buchvorstellungen. Die Gedenkstätte führt außerdem Fortbildungen durch und vermittelt auf Anfrage Zeitzeugen.

Die Gedenkstätte Bautzen verfügt über eine Präsenzbibliothek und ein Dokumenten- und Fotoarchiv, welche auf Nachfrage für Recherchen genutzt werden können.

Literatur

  • Susanne Hattig, Silke Klewin, Cornelia Liebold, Jörg Morré: Stasi-Gefängnis Bautzen II 1956–1989. Katalog zur Ausstellung der Gedenkstätte Bautzen. In: Stiftung Sächsische Gedenkstätten (Hrsg.): Schriftenreihe der Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft. Band 13. Sandstein Verlag, Dresden 2008, ISBN 978-3-937602-98-1. 
  • Susanne Hattig, Silke Klewin, Cornelia Liebold, Jörg Morré: Geschichte des Speziallagers Bautzen. 1945-1956. Katalog zur Ausstellung der Gedenkstätte Bautzen. In: Stiftung Sächsische Gedenkstätten (Hrsg.): Schriftenreihe der Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft. Band 11. Sandstein Verlag, Dresden 2004, ISBN 3-937602-29-1. 

Weblinks

  • Website der Gedenkstätte Bautzen
  • Website des Bautzen-Komitees
  • Website des Fördervereins Gedenkstätte Bautzen

Einzelnachweise


Spezielle Gefängnis Bautzen II, StasiGefängnis, heute Gedenkstätte

Gedenkstätte Bautzen gewerkdesign

Gedenkstätte Bautzen / SachsenLese

Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag in der Gedenkstätte Bautzen

Bautzen 1 Dokumentationsstelle Dresden Stiftung Sächsische